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ich 🪠 iel (feddit.org)
submitted 1 day ago* (last edited 7 hours ago) by MrFloppy@feddit.org to c/ich_iel@feddit.org

Inspiriert von einem kürzlichen Angstbildchen auf 600euro.

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[-] Quittenbrot@feddit.org 7 points 1 day ago

Das Problem an Diktaturen ist nicht, wie mit Menschen umgegangen wird, die sich dem System unterwerfen, sondern wie mit Menschen umgegangen wird, die es nicht tun. Umgang mit Minderheiten, eigentlich ein sehr linkes Thema.

[-] Saleh@feddit.org 1 points 1 day ago

Dann stellt sich die Frage, warum die Demokratien diese Rechte allen Menschen verwehren, statt nur den Dissidenten. Wobei der Umgang mit Dissidenten im "Westen" historisch, als auch aktuell in der Bundesrepublik auch starke und vor allem zunehmende Defizite aufweist. Da ist dann natürlich ein spannendes Thema, wie demokratisch man die Bundesrepublik bewertet.

Zur Verfolgung in der DDR musste man aber immerhin den Staat selbst herausfordern. In der BRD reichte es bis in die 60er Jahre noch, dass man als Frau ohne Erlaubnis des männlichen Eigentümers kein Bankkonto eröffnen durfte, bis in die 70er Jahre durfte man als Frau ohne Erlaubnis des männlichen Eigentümers nicht arbeiten gehen. In Sachen Verfolgung von Homosexuellen war die BRD auch immer gute 15-20 Jahre hinter der DDR, sodass Sex zwischen Männern mit der Wiedervereinigung wieder für ein paar Jahre im Osten strafbar wurde, weil die DDR die entsprechenden Gesetze bereits abgeschafft hatte, die BRD aber noch nicht.

Das soll keinesfalls die DDR gutreden. Die Rechte im Westen waren vielfach aber auch einfach nur Privilegien, die weißen Cis-Heteromännern vorbehalten waren.

[-] Quittenbrot@feddit.org 1 points 22 hours ago

Dann stellt sich die Frage, warum die Demokratien diese Rechte allen Menschen verwehren, statt nur den Dissidenten.

Was meinst du damit? Demokratien wie die BRD enthalten allen Menschen Rechte, die Diktaturen wie die DDR nur Dissidenten verwehrt hat? Das verstehe ich sicher falsch.

Zur Verfolgung in der DDR musste man aber immerhin den Staat selbst herausfordern.

Sagen wir mal lieber: der Staat musste sich von einem herausgefordert fühlen. Ob wirklich jeder, der in den Stasi-gestützten Drangsalierungs- und Zersetzungsmechanismus geraten ist, auch tatsächlich ein erklärter Staatsfeind war, möchte ich zart bezweifeln. Und ob eine Frau in der BRD auch in den 60ern den gleichen Repressalien ausgesetzt war wie ein Dissident in der DDR möchte ich ebenfalls mit einem Fragezeichen versehen, auch wenn ich ebenfalls die rechtliche Emanzipation der Frau als zu spät kritisieren würde.

Bei Homosexuellen ist es spannender. Was in der BRD der 175er war, war in der DDR ab 1968 §151. Im Zuge dessen wurde die Strafbarkeit für gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen auch nur noch auf Menschen (m+w) unter 18 beschränkt. In der BRD fand die erste Änderung des 175 nur ein Jahr später statt (nur strafbar U21), eine zweite (nur strafbar U18) 1973. Interessanterweise war mit der zweiten Reform eine gleichgeschlechtliche sexuelle Handlung unter Frauen in der BRD ab 14 (Schutzalter, wie heterosexuell) erlaubt, während in der DDR homosexuell m und w erst ab 18 erlaubt waren. Diese unterschiedlichen Schutzalter wurden von DDR-Gerichten erst Ende der 80er kassiert worden. Und bei der Wiedervereinigung durften die neuen Bundesländer ihre liberaleren Vorschriften behalten, es galten also in einem Land zwei unterschiedliche Strafvorschriften.

[-] Saleh@feddit.org 1 points 21 hours ago

Was meinst du damit? Demokratien wie die BRD enthalten allen Menschen Rechte, die Diktaturen wie die DDR nur Dissidenten verwehrt hat? Das verstehe ich sicher falsch.

Frauen hatten in der BRD lange Zeit weniger Rechte als in der DDR, weil sie Frauen waren. Es genügte als Frau geboren zu werden, damit man bis in die 70er Jahre nur eingeschränkte bis keine ökonomischen Rechte hatte. Eine Frau in der DDR musste dagegen Dissidentin sein, oder wie du richtig korrigierst vom Staat als solche verstanden werden

Eine Demokratie bedeutet also nicht automatisch, dass Minderheiten bzw. im Fall von Frauen marginalisierte Gruppen geschützt werden. Umgekehrt bedeutet ein autoritäres System nicht automatisch, dass Menschen weniger Rechte haben. Bzw. man müsste eben den Demokratiebegriff eines Staates in Frage stellen, indem solches Unrecht akzeptiert und gelebt wird.

Deswegen ist "der Westen" aus meiner Sicht nicht pauschal der Ort der Menschenrechte, sondern ein Ort der Privilegien gewesen. Und wenn man sich anschaut, was in Sachen Überwachung heute in "der Demokratie" als normale politische Positionen zählt und zunehmend umgesetzt wird, dann sind das Instrumente von denen die Stasi oft nur Träumen konnte.

[-] Quittenbrot@feddit.org 1 points 21 hours ago

Umgekehrt bedeutet ein autoritäres System nicht automatisch, dass Menschen weniger Rechte haben.

Automatisch vielleicht nicht. Hier reden wir allerdings vom Staat, der sein Volk, egal ob m oder w, letztinstanzlich per Gewehrfeuer auf seinem Territorium halten wollte. Wir können uns wahrscheinlich gut streiten, inwiefern es einer Frau besser gefällt, den Führerschein ohne Erlaubnis machen zu können, dafür jedoch, wie auch Männer, durch Waffengewalt im Staat eingesperrt zu sein. Die Mauer jedenfalls ist ja Manifest der im Vorfeld erfolgten Abstimmung per Fuß.

Demokratie bedeutet ja nicht, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben, sondern dass aufgrund von Partizipation die politische Willensbildung erfolgt. Man könnte demokratisch die Ungleichbehandlung von Rothaarigen entscheiden. Darum haben wir ja noch Dinge wie Grundrechte, die dem demokratischen Prozess Leitlinien aufzeigen und Minderheiten vor der Mehrheit beschützen. Das alles ist nicht in Stein gemeißelt und nicht perfekt, ich halte es aber für erheblich sinnvoller als offene, gewaltsame Selbstjustiz auf der Straße.

Deswegen ist “der Westen” aus meiner Sicht nicht pauschal der Ort der Menschenrechte, sondern ein Ort der Privilegien gewesen.

Gilt das nicht für jedes System? Selbst im Realsozialismus waren manche dann doch wieder gleicher als andere, fuhren Eliten große Autos vom Klassenfeind, wohnte man unter sich in speziellen Orten des Privilegiertseins. Ich denke nicht, dass hier alles perfekt läuft, ob ich es allerdings auf "Ort der Privilegien" als Unterscheidungsmerkmal herunterbrechen würde..

Und wenn man sich anschaut, was in Sachen Überwachung heute in “der Demokratie” als normale politische Positionen zählt und zunehmend umgesetzt wird, dann sind das Instrumente von denen die Stasi oft nur Träumen konnte.

Das absurde ist dabei, dass mich wundern würde, wenn es dafür tatsächlich eine mehrheitliche Zustimmung in der Bevölkerung (demokratische Legitimation) geben würde. Zumindest, wenn die Bevölkerung sich mal tatsächlich vor Augen führt, was das zu bedeuten hat, statt sich medial aufpeitschen zu lassen. Dass der EuGH letztes Jahr seine Ablehnung in dieser Frage kassiert hat, ist für mich ebenfalls unverständlich. Wirklich demokratisch ist der Ablauf jedenfalls nicht.

this post was submitted on 08 Jan 2025
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