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[-] Fiona@lemmy.blahaj.zone 29 points 2 days ago* (last edited 2 days ago)

Der Religionsunterricht in Deutschland ist, sofern er ordentlich durchgeführt wird, ein Unterricht über Religionen mit Kontextualisierung, Raum für Diskurs und kritischer Betrachtung der eigenen Religion. Wenn du das den Kirchen überlässt würde da wahrscheinlich viel davon schnell wegfallen. Es ist ja auch nicht so, dass dein Glaube benotet wird, sondern dein Wissen: Ich war in der Oberstufe als offene und streitbare Atheistin Klassenbeste, weil ich mich am Unterricht aktiv beteiligt habe (durchaus auch in der Form „[Antwort auf Frage der Lehrerin] und hier ist die atheistische Gegenposition: […]“.

Und ich habe da auch durchaus einiges mitgenommen: Der kontextualisierte Textvergleich zwischen den Evangelien hat zum Beispiel eindrucksvoll demonstriert, wie da Dinge geändert wurden um manchen Regionen leichter bekehren zu können (Vorher: Jesus ist Gottes Adoptivsohn, Nachher: Jesus ist Gottes „leiblicher“ Sohn). Oder auch viel zum Thema Sekten.

Und das ging auch nicht erst auf dem Gymnasium los. Wir hatten bereits in der Grundschule Unterricht zum Thema was der Islam ist und wie er sich vom Christentum unterscheidet. Natürlich nicht sehr tief, aber halt zumindest mal eingeführt.

Insofern, gerade auch als Atheistin: Lasst den schulischen Religionsunterricht in Ruhe, auch wenn wir in der Tat über Reformen reden können.

[-] polle@feddit.org 3 points 21 hours ago

Nennt sich das nicht Ethik Unterricht? Wenn man in Bayern in Religion ist, lernt man hald echt nur den katholischen Teil.

[-] Fiona@lemmy.blahaj.zone 1 points 2 hours ago

Nein, das war ganz explizit evangelischer Religionsunterricht in Baden-Württemberg. Ethik gab es als Alternative, aber ich hatte mich letztlich dazu entschlossen lieber Reli durchzuziehen.

[-] DonPiano@feddit.org 5 points 1 day ago

Klingt als waer das nicht ordentlich gemacht, zumindest fuer NRW-Standards: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_detail?bes_id=7345&aufgehoben=N&det_id=633561&anw_nr=2&menu=&sg=0 Ehrfurcht vor Gott fehlt.

Religionsunterricht in Deutschland ist in den meisten (allen?) Laendern zumindest im intendierten Ideal ein konfessioneller Unterricht zur Religion, nicht ueber Religionen. Letzteres waete ja eine komplett andere und anders zu bewertende Geschichte.

[-] Fiona@lemmy.blahaj.zone 1 points 2 hours ago

Es war auch explizit konfessionell. Aber konfessionell heißt halt nicht, dass es Indoktrination sein muss. Das ist auch warum ich das an den Schulen behalten will: Wenn man den den Kirchen überlassen würde, wäre er das nämlich!

[-] mtoboggan@feddit.org 9 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Lasst den schulischen Religionsunterricht in Ruhe, auch wenn wir in der Tat über Reformen reden können.

Nein, das reicht nicht. Das Grundproblem ist Kirche in Schule. Du kannst diese Dinge auch in einem Philosophie-/Ethikunterricht vermitteln, ohne dass die Kirche Inhalte alleine bestimmen, Lehrkräfte als einzige externe Institution prüfen oder Lehrbefähigungen z.B. bei Scheidung und Wiederheirat entziehen kann. Insbesondere die katholische Kirche hat ihr Recht mehrfach verwirkt, eine moralische Institution zu sein, die nach Nazideutschland einen Fuß in der Bildung hat.

Ganz davon abgesehen, dass wir uns den Luxus bspw. in NRW nicht mehr leisten können, dass dieses Fach (und Philosophie) als einziges Fach der Fächergruppe 2 in jedem (!) Schuljahr der Sek I zweistündig unterrichtet wird (das sind 12 Std. insgesamf ggü. bspw. 7 Stunden Geographie).

[-] golli@lemm.ee 1 points 23 hours ago

Ganz davon abgesehen, dass wir uns den Luxus bspw. in NRW nicht mehr leisten können, dass dieses Fach (und Philosophie) als einziges Fach der Fächergruppe 2 in jedem (!) Schuljahr der Sek I zweistündig unterrichtet wird (das sind 12 Std. insgesamf ggü. bspw. 7 Stunden Geographie).

Hier stimme ich dir absolut zu. Ich denke da könnte man gut ansetzen und in der Mitte ein paar Jahre auslassen. In der Grundschule die Basics über alle Religionen, woher bestimmte Traditionen kommen usw. Und dann nochmal etwas später eine kritischere Außeinandersetzung mit den Inhalten.

Nein, das reicht nicht. Das Grundproblem ist Kirche in Schule. Du kannst diese Dinge auch in einem Philosophie-/Ethikunterricht vermitteln, ohne dass die Kirche Inhalte alleine bestimmen, Lehrkräfte als einzige externe Institution prüfen oder Lehrbefähigungen z.B. bei Scheidung und Wiederheirat entziehen kann. Insbesondere die katholische Kirche hat ihr Recht mehrfach verwirkt, eine moralische Institution zu sein, die nach Nazideutschland einen Fuß in der Bildung hat.

Hier würde ich dir insoweit zustimmen, dass ein guter Philosophie-/Ethikunterricht ähnliche Inhalte neutraler und oft besser vermitteln könnte. Mein einziger Vorbehalt ist, dass Religion nicht einfach verschwinden wird, wenn man sie aus der Schule drängt. Wenn der Religionsunterricht anschließend durch unkontrollierten Nachmittagsangebote hinter verschlossenen Türen stattfindet, dann ist das denke ich sehrviel problematischer.

Ich glaube z.B. wir ständen besser da, wenn es equivalent zum christlichen auch muslimischen Religionsunterricht in ähnlicher qualität gäbe. Also mit ordentlicher Ausbildung, kontrollierten Lehrplänen und so weiter. Wobei hierfür glaube ich alleine schon ein ordentlicher Institutioneller Partner (also nicht sowas wie Ditib) auf muslimischer Seite fehlt mit dem man soetwas aufziehen könnte.

[-] pantherina@feddit.org 1 points 1 day ago

Genau.

Warum muss man Religion kritisch behandeln, warum muss man sie überhaupt behandeln? Eine Ansammlung von Hirngespinsten irgendwelcher alten Männer, die man dann am Ende auswändig lernen muss um gut zu sein?

Warum musstest du eine atheistische Gegenposition selber vortragen, anstatt dass es die Lehrer gemacht haben?

Man kann ja auch religiöse Philosophen einbeziehen, aber das sollte halt nur ein Teil sein.

[-] DonPiano@feddit.org 2 points 1 day ago

"Warum muss man Religion kritisch behandeln, warum muss man sie überhaupt behandeln?"

Ist schon ganz nett ueber reale Phaenomene (Religiositaet und was damit einhergeht - "X glaubt Y und macht Z", nicht "Y ist wahr") die Teil unserer kulturellen Umwelt sind etwas bescheid zu wissen. Ignoranz gegenueber der Welt und ihren Menschen schlecht.

[-] pantherina@feddit.org 1 points 19 hours ago

Ignoranz natürlich nicht. Aber sich in einem "Philosophie" Unterricht mit Religion zu beschäftigen klingt mir viel besser als andersrum.

[-] Ibuthyr@lemmy.wtf 13 points 1 day ago

Tja, das mit dem "sofern er ordentlich durchgeführt wird" ist halt so'n Ding. In einigen Bundesländern sieht das Schulgesetz vor, einen starken Fokus auf christliche Kirche zu setzen. Sprich zum Großteil soll christliches Gedankengut vermittelt werden. Und dann hat man die Durchschnittsreligionstrulla, die auf alles andere kackt. Sorry, aber es gibt da besser geeignete Fächer, um die Unterschiede und Inhalte der Weltreligionen beizubringen.

In S-H sieht das Schulgesetz übrigens vor, dass Religion ein Opt-in Fach ist und jeder zur Einschulung gefragt werden soll, ob man daran teilnehmen möchte oder nicht. Das passiert NIE. Ganz im Gegenteil. Ich musste mit der Schulleitung sprechen und erklären, warum meine Tochter nicht am Reli Unterricht teilnehmen soll. Das gab ein riesen Theater, das war grauenhaft! Diese widerliche Dreckskirche kotzt mich einfach nur noch an.

Bin in Amsterdam aufgewachsen, ohne Reli, und ich weiß mehr über andere Religionen als die ganzen Schönwetterreligiösen hier.

[-] Don_alForno@feddit.org 3 points 1 day ago

Der Religionsunterricht in Deutschland ist, sofern er ordentlich durchgeführt wird, ein Unterricht über Religionen mit Kontextualisierung, Raum für Diskurs und kritischer Betrachtung der eigenen Religion.

Kein Religionsunterricht, den ich je hatte, war so.

[-] trollercoaster@sh.itjust.works 5 points 1 day ago

Der Religionsunterricht in Deutschland ist, sofern er ordentlich durchgeführt wird, ein Unterricht über Religionen mit Kontextualisierung, Raum für Diskurs und kritischer Betrachtung der eigenen Religion. Wenn du das den Kirchen überlässt würde da wahrscheinlich viel davon schnell wegfallen. Es ist ja auch nicht so, dass dein Glaube benotet wird, sondern dein Wissen: Ich war in der Oberstufe als offene und streitbare Atheistin Klassenbeste, weil ich mich am Unterricht aktiv beteiligt habe (durchaus auch in der Form „[Antwort auf Frage der Lehrerin] und hier ist die atheistische Gegenposition: […]“.

Wenn er ordentlich durchgeführt wird. Die Regel ist aber, dass man das den Religionsgemeinschaften überlässt, die dann die Schüler indoktrinieren. Der vergleichende und von außen beobachtende Teil kommt meistens erst sehr spät in der Schule, also in der gymnasialen Oberstufe, die viele Schüler gar nicht mitmachen.

[-] Successful_Try543@feddit.org 4 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Meiner Erinnerung nach haben wir im katholischen Religionsunterricht schon in der Unterstufe die (abrahamitischen) Weltreligionen einander gegenübergestellt. In der Mittelstufe wurden dann auch Sekten thematisiert. Ab Klasse 9 hab ich dann stattdessen "Praktische Philosophie" gewählt.

[-] pantherina@feddit.org 2 points 1 day ago

Also lauter Indoktrination ohne "neutrale" Philosophie, bis zur 9. Klasse? Das ist halt Hauptschule, manche gehen da schon ab.

[-] Successful_Try543@feddit.org 1 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Halt bis zur Religionsmündigkeit mit 14 Jahren oder so. Die Mitschüler, bei denen die Eltern schon vorher wollten, dass sie nicht an einem Religionsunterricht teilnehmen, wurden währenddessen in anderen Klassen untergebracht.
Als Indoktrination hab ich das damals nicht empfunden. Wir haben z.B. in der 5 auch behandelt, wie die Menschen damals, also zwischen Moses und Jesus, in Palästina gelebt haben, wie man in der Bibel navigiert, dass es nicht alles, was an Schriften und Versionen der Testamente existiert in die heutige Bibel "geschafft" hat und warum und, dass man die Texte sowieso nicht wörtlich verstehen soll.
Ob andere Religionslehrer auch für kritisches Denken auf diese Weise offen sind, kann ich allerdings nicht sagen.

[-] muelltonne@feddit.org 33 points 2 days ago

Selbst Parteien, die regelmäßig beklagen, dass sich der Staat in viel zu viele Lebensbereiche seiner Bürger einmischt, werden auffällig schmallippig, wenn es um Kritik am Religionsunterricht geht. Es scheint einfacher zu sein, über zu viele Beamte in Ministerien, Landesbehörden oder Kommunalverwaltungen zu klagen, als die Frage zu beantworten, warum aus Steuergeldern mehrere Zehntausend verbeamtete Religionslehrer in staatlichen Schulen finanziert werden.

Einfach ein wunderbarer Absatz

[-] DrunkenPirate@feddit.org 7 points 2 days ago

Die Lösung zum Lehrermangel: Einfach Religionsunterricht abschaffen. Zack plötzlich sind ganz viele Personalstunden verfügbar

[-] d_k_bo@feddit.org 13 points 2 days ago

Und dann unterrichtet der Lehrer, der nur katholische Theologie studiert hat, auf einmal Biologie…

[-] Successful_Try543@feddit.org 9 points 2 days ago

Die Religionslehrer an meiner Schule haben immer noch mindestens ein weiteres Fach unterrichtet: Latein, Deutsch, Geschichte...

[-] pantherina@feddit.org 2 points 1 day ago

Philosophie...

Das wäre wahrscheinlich der einfachste und kritischste Wechsel...

[-] Zacryon@feddit.org 9 points 2 days ago

"Quereinsteiger sind herzlich Willkommen."

[-] trollercoaster@sh.itjust.works 3 points 1 day ago

Wenn man den nicht loswerden kann, weil er verbeamtet ist, kann er ja umschulen. Ansonsten kann er ja die Klos putzen, denn an der Reinigung wird schon seit vielen Jahrzehnten gespart.

[-] You@feddit.org 22 points 2 days ago

Religionsunterricht scheint viel von den Lehrplänen und den Lehrenden abzuhängen.

Meine persönliche Erfahrung: Eigentlich hatten wir nur in der Grundschule "richtigen" Religionsunterricht. Danach hieß es zwar Reli (und man konnte wahlweise Werte & Normen als Fach nehmen), aber da wurden die Inhalte verschiedener Religionen und ethische Fragen besprochen und es gab auch eine mehr oder weniger wissenschaftliche Auseinandersetzung damit. Besonders der Dr. theol., der die Oberstufe hatte, war da gut aufgestellt. Nach einer Doppelstunde Reli hatte ich mal die Zeugen vor der Tür. Aufgrund des gerade durchgenommenen Stoffes hatten wir ein längeres Gespräch - was die beiden armen Menschen wohl ziemlich zur Verzweiflung gebracht hat. In der nächsten Woche kamen sie mit Verstärkung zurück. Der Neue hatte seine Bibel gezückt und hatte mehrere Post-its eingeklebt... Naja, eigentlich hatte ich sie loswerden wollen. Mission also nicht wirklich geglückt.

[-] pantherina@feddit.org 12 points 2 days ago

Jor war bei uns nicht so

Da wurde geteilt zwischen Reli und Philo, ironischerweise hat eine Lehrkraft beides gemacht, der Philounterricht war entsprechend befremdlich (dogmatisch, engstirnig, rezitieren statt diskutieren)

[-] You@feddit.org 10 points 2 days ago

Ach ja, bei den Erinnerungen ganz vergessen: Religionsunterricht (oder gerne Ethik für Menschen, die an keinem Religionsunterricht teilnehmen wollen) halte ich allerdings unter bestimmten Voraussetzungen durchaus für eine gute Idee - wenn der Unterricht von Menschen durchgeführt wird, die ein wissenschaftliches und pädagogisches Studium absolviert haben und durch den Staat und nicht die Glaubensgemeinschaften selbst gestellt werden. Indoktrination möchte ich an der Schule auch nicht sehen.

[-] barsoap@lemm.ee 7 points 2 days ago

die ein wissenschaftliches und pädagogisches Studium absolviert haben und durch den Staat und nicht die Glaubensgemeinschaften selbst gestellt werden.

Das ist genau der Grund warum es Reli-Unterricht gibt, das müssen Leute mit Staatsexamen sein. Die werden nicht von den Kirchen gestellt, die Kirchen sagen nur "jop die Person geht in Ordnung".

In die gleiche Kerbe geht auch die Staatsehe, beides wurde den Kirchen weggenommen um sie zu entmachten. Auf der anderen Seite gibt's dann aber natürlich Bayern, wo im Schulgesetz steht dass den Kindern Gottesfurcht vermittelt werden soll.

Der Islamunterricht hier im Norden ist übrigens komplett ohne die Moscheen, und Konfessionsübergreifend. Der evangelische ist viel mehr Ethik und Soziologie als Theologie, und Katholischen gibt's nur an den eineinhalb Schulen die die Katholiken selbst tragen, gibt ansonsten einfach keinen Bedarf dazu die wenigen katholischen Eltern die's hier gibt haben kein Problem wenn das Kind zu den Lutheranern gehht.

[-] pantherina@feddit.org 6 points 2 days ago

Guter Punkt. Kirchen sollten den Religionsunterricht auf keinen Fall übernehmen

[-] tobogganablaze@lemmus.org 22 points 2 days ago* (last edited 2 days ago)

Der Religionsunterricht in der Berufsschule was das beste Fach!

Ich glaube der Unterricht war katholisch obwohl wir nicht einen Katholiken hatten. Die Hälfte waren nicht mal Christen. Selbst die Lehrerin hat eingesehen, dass es keinen Sinn macht und wir haben einfach jedes mal nen Film geschaut. Am Ende vom Jahr hat jeder eine 2 bekommen.

[-] Saleh@feddit.org 17 points 2 days ago

Wir hatten in der 8. und 9. "Ethik" als Fach, was ein Gegenentwurf zum konfessionellem Religionsunterricht sein sollte. Es war grausig. In einem Fach, wo es keine einfachen Antworten geben sollte wurde durch unsere Lehrerin immer benotet inwieweit man der Meinung im Lehrbuch bzw. ihrer Meinung folgt. Das dann zwischen den gelehrten Werten und den im Unterricht gelebten Werten ein krasser Widerspruch bestand, schien sie nicht zu stören.

Ich glaube in keinem anderen Fachbereich wie Philosophie/Religion/Ethik kommt es so krass darauf an, wie gut die Lehrenden sind. Und ich glaube in keinem anderen Fach kann so viel Schaden durch schlechte Lehrende angerichtet werden.

[-] pantherina@feddit.org 5 points 2 days ago

Ich fühl dich. Hatten exakt dasselbe aber in nem ganz normalen Philosophieunterricht.

Die Lehrerin hat super dumme Fragen gestellt, die ich immer absichtlich nicht beantwortet habe und dafür lieber das Thema ausgeweitet. Sie kam gar nicht damit klar aber war eigentlich schon lustig.

Die Noten waren trotzdem immer so kritisch wie möglich. Leute die nie was sagen bekommen ne 1 wegen Form, aber so ist das ja überall.

[-] Ravi@feddit.org 8 points 2 days ago

Unser Berufsschullehrer hat sinngemäß gesagt: "Ihr seid erwachsen und habt in der Schule schon die ganze Bandbreite angeboten bekommen. Entweder es hat euch gepackt und ihr beschäftigt euch privat damit oder ihr hört eh nicht zu." Danach haben wir zusätzlichen Politikunterricht bei ihm gemacht, wesentlich besser investierte Zeit.

[-] Ooops@feddit.org 7 points 2 days ago* (last edited 22 hours ago)

Hat irgendjemand hier tatsächlich persönliche Erfahrung mit Religionsunterricht gemacht, der an der eigenen Religion orientiert und nicht Unterricht über Religion als Ganzes inklusive mindestens der großen Weltreligionen war?

Ich scheine da eindeutig zu positive Erfahrungen gemacht zu haben. Und das sage ich als jemand, der pünktlich an seinem 14. Geburtstag Religion abgewählt hat.

Bei uns saßen Muslime im katholischen Religionsunterricht, einige Katholiken lieber im evangelischen Religionsunterricht, wer sich beides nicht antun wollten, hatte halt den Alternativunterricht Ethik. Und das war vor Jahrzehnten und auf dem tiefschwarzen Land. Hätte also nicht gedacht, dass es heutzutage und gesamtdeutsch so problematisch ist, dass wir jetzt wieder laut gegen den Religionsunterricht wettern. Oder ist das nur wieder die nächste Scheindiskussion zum Thema "Wieso sind undere Schüler nicht besser in (lecihter messbar bewertbaren) Naturwissenschaften" und man sucht sich einfach das leichteste Ziel aus dem breiten Bereich der Sach- und Sozialkunde.

EDIT: Okay, heute habe ich aus den Kommentaren gelernt, dass der Religionsunterricht, den ich schon nicht leiden konnte, tatsächlich qualitativ gut war. Mal sehen ob ich in diesem Leben meine Lehrerin von damals nochmal treffe. (Die war -das könnte sehr geholfen haben- später übrigens auch meine Physiklehrerin - ja, wilde Fachkombination...)

[-] Don_alForno@feddit.org 3 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Ich hatte in 13 Jahren Schule vielleicht mal ein Halbjahr lang eine Unterrichtsreihe über den Islam. Der Rest war christliche Dauerbeschallung ohne irgendeinen Versuch von kritischer Auseinandersetzung.

Ironischerweise verlor die Lehrerin, die es noch am ehesten versucht hat, nachdem sie uns ein Jahr unterrichtet hatte ihre Lehrerlaubnis, weil sie einen geschiedenen Mann geheiratet hatte.

[-] cinnamonTea@lemmy.ml 4 points 1 day ago

Hab als evangelisches Minderheitskind in der Grundschule jahrelang katholischen Religionsunterricht mitmachen müssen, der vom örtlichen Kaplan unterrichtet wurde. In der Mittelstufe haben sie dann eine ehemalige Pastorin als Quereinsteigerin für uns gefunden.

Keinerlei Weltreligionsbildung, quasi Konfirmationsvorbereitung mit Siegel des Staates. Durfte es erst zur Oberstufe abwählen, weil es kein Alternativangebot gab.

Konfessionsunabhängigen Religionstheorie- und -kontextunterricht fände ich halbwegs sinnvoll und interessant - aber die Kirchen dürfen dabei keine Hand im Spiel haben

[-] trollercoaster@sh.itjust.works 1 points 1 day ago

Einer der Gründe, warum ich Religion auch abgewählt habe, sobald ich das durfte, war, weil das Alles nur christliche Märchenstunde war. Die Lehrer mit wenigen Ausnahmen alle nebenher auch noch Pfaffen.

[-] baleanar@discuss.tchncs.de 6 points 2 days ago

Die Kirchen haben sich den Zugang zu den Schulen gesetzlich absichern lassen. Im Grundgesetz ist der Religionsunterricht als einziges Lehrfach explizit ausgewiesen.

Solche Scheiße sollte aus dem Grundgesetz gestrichen worden. Ich glaube es gibt andere Bezüge zu Religion und Gott die im Grundgesetz keinen Platz haben sollten. Und 12a das sagt nur Männer zur Wehrpflicht gezwungen werden können ist eine Schande.

[-] barsoap@lemm.ee 4 points 1 day ago

Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach.

Ländern steht es absolut frei nur bekenntnisfreie Schulen zu haben. Der Bund ist weder für Religion noch Bildung zuständig du bellst da den falschen Baum an.

Was du dir angucken willst sind Staatskirchenverträge.

[-] DonPiano@feddit.org 1 points 1 day ago

Stimmt nicht ganz: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichskonkordat

"Artikel 22: Kath. Religionslehrer verlieren bei Entzug der Missio canonica durch den Bischof die Erlaubnis zum Religionsunterricht und ggf. den Beamten-/Angestelltenstatus"

[-] barsoap@lemm.ee 2 points 1 day ago* (last edited 1 day ago)

Bei der Anstellung von katholischen Religionslehrern findet Verständigung zwischen dem Bischof und der Landesregierung statt.

Lehrer, die wegen ihrer Lehre oder sittlichen Führung vom Bischof zur weiteren Erteilung des Religionsunterrichtes für ungeeignet erklärt worden sind, dürfen, solange dies Hindernis besteht, nicht als Religionslehrer verwendet werden.

Der Katholischen Kirche wird nicht Gewalt über den Beamtenstatus gegeben, das wär ja noch schöner, und auch nicht die Möglichkeit angestellte Lehrer zu feuern. Sie können sagen dass diese Person nicht mehr katholischen Religionsunterricht machen kann. Hat eher was mit Markenrecht zu tun.

Dieses "ggf." ist so typisch katholisch ich glaub's nicht mehr. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun aber tun wir mal so als ob es staatlicherseits disziplinarrechtliche Folgen geben würde wenn man Atheist wird oder sich scheiden lässt.

Das Reichskonkordat ist nur insofern noch gültig dass Länder und Heiliger Stuhl Verträge haben die das Ding übernehmen.

this post was submitted on 06 Jan 2025
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